Um 10:30 Uhr sind wir in Hrebenne angekommen. Direkt zur Grenze wurde man nicht vorgelassen. Stattdessen wurden wir auf einen Supermarkt-Parkplatz gelotst, wo „dann alles Weitere geregelt wird“. Dort angekommen sahen wir dann auch schon ein kleines Grüppchen stehen – eine Oma, zwei Mütter, zwei kleine Kinder und ein Kleinkind im Kinderwagen. Mehr als drei kleine Koffer an Gepäck hatten sie nicht dabei. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass für diese kleine Gruppe bereits eine Abholung mit einem Minivan organisiert worden war. Zum ersten Mal sah ich, dass das im Fernsehen gezeigte eben keine Fiktion, kein schlechter Film oder reine Propaganda ist, sondern dass das hier tatsächlich passiert – dass hier wirklich Frauen mit ihren Kindern und nur dem kleinen bisschen Besitz in ihren kleinen und teilweise kaputten Koffern vor einer Bedrohung fliehen mussten, die eine solche Strapaze erforderlich machten.
Ich kämpfte um innere Ruhe – diesen Kampf verlor ich jedoch binnen Minuten.

Nach kurzer Wartezeit fragten wir eine örtliche Polizeistreife, wie es wohl organisatorisch für uns weitergehen solle. Man leitete uns zu einem Sammelplatz ca. 700m von der Grenze entfernt. Dort zeigte sich dann ein ganz anderes Bild.

Die Stimmung dort war schwer zu beschreiben. Die Luft roch nach verbranntem Holz von den vielen Feuerschalen und Feuertonnen, die aufgestellt waren, um sich an ihnen aufzuwärmen. Die Zelte, die man auf dem Foto sehen kann, waren keine Unterkunftszelte. Hier hatten diverse Organisationen und vermutlich auch die Presse ihre Lager aufgeschlagen. Von Flüchtlingen war auf den ersten Blick nichts zu sehen.

Olha und Oliver gingen weiter nach vorne, um sich mit der Koordination vor Ort abzustimmen und unser weiteres Vortgehen zu planen. Bei Ihrer Rückkehr mussten sie jedoch Szenen gesehen haben, die Ihnen schwer ans Gemüt ging… und das mussten sie nicht sagen, man sah es ihren Gesichtern an.

Irgendetwas lag bleischwer in der Luft und hinterließ ein beklemmendes Gefühl in mir…