Nun fehlte noch der Endspurt bei unserem Marathonlauf. Unser kleiner Miniconvoy steuerte dem Berliner Hauptbahnhof entgegen. Die meisten unserer Fahrgäste hatte noch gar nicht mitbekommen, dass wir die Innenstadt Berlins durchfuhren. Zu aufregend und erschöpfend waren die letzten Stunden und Tage gewesen. Im warmen Bus bei sonorem Motorgeräusch war der Schlaf einfach übermächtig gewesen.
Gegen 01:45 Uhr erreichten wir dann den Hauptbahnhof und die Gäste, die ihre Reise mit dem Zug in verschiedene Richtungen in Deutschland fortsetzen wollten, verließen unsere Gruppe. Sie wurden noch von Olha und Oliver begleitet, bis wirklich für alle feststand, wie, wo und wann es weitergehen sollte und dann fuhren die restlichen Fahrgäste zusammen in einem Bus zum Ankunftszentrum in der Oranienburger Straße in Reinickendorf.
Um kurz vor 03:00 Uhr erreichten wir auch diese Station. Während das Team von Bus 2 die Ankuft Zuhause vermeldete (ein herzlicher Dank an Guido und Alf für alles!), steuerten unsere letzten Gäste in Begleitung von Olha und Oliver mit den paar Habseligkeiten, die sie retten konnten, einer noch ungewissen aber sicheren Zukunft entgegen.

Und so schließe ich hier nun meinen kleinen Reisebericht mit der Information, dass für die Besatzung von Bus 1 gegen 05:00 Uhr am Morgen auch endlich die Reise zuende ging. Wir hatten eine aufregende, fordernde und mit Sicherheit hier und da auch prägende Tour hinter uns. Wir konnten die unfassbar große Flut an Sachspenden an ihren Bestimmungsort bringen und eine Handvoll Menschen an einen Ort bringen, wo sie zwar sehr wahrscheinlich auch weiterhin mit Herz und Gedanken bei ihrem Heimatland, Freunden und Verwandten sein werden, aber sich wenigstens in Sicherheit befinden und keine Angst um ihr eigenes oder das Leben ihrer Kinder haben müssen.
Für mich ganz persönlich ging eine Reise zu Ende, die Höhen und Tiefen mit sich brachte. Eine Reise, die einem vor Augen führte, wie glücklich wir uns schätzen dürfen und sollten, dass wir ein Leben führen können, in dem wir (wenigstens aktuell) nicht um unser Leben fürchten müssen.
Wir haben nicht die Welt gerettet, wir haben nicht den Krieg beendet aber wir haben etwas Gutes bewegt. In kleinem, bescheidenem Rahmen aber etwas Gutes. Und so möchte ich mit einer kleinen Geschichte enden, die Guido zwei Tage vor Beginn unserer Fahrt in unserer WhatsApp-Gruppe postete:
Ein kleines Mädchen sammelt Seesterne am Strand auf und bringt sie zurück ins Meer, damit sie nicht im Sand vertrocknen und sterben.
Quelle unbekannt
Ihr Vater meint zu ihr: „Glaubst Du wirklich, dass das für all die Seesterne dieser Welt einen Unterschied macht?“
Worauf sein Töchterchen einen weiteren Seestern zurück ins Meer trägt und sagt: „Für diesen Seestern hat es einen Unterschied gemacht!“
Und so ist es mit jeder Tat in unserem Leben! Du veränderst vielleicht nicht die ganze Welt damit, aber Du veränderst sie möglicherweise ein ganz winziges Stück und vielleicht sogar gewaltig für nur einen Menschen.
Und das ist viel – und genug.