Seite 2 von 2

10. Wir brauchen mehr Transportraum

Wenn man einen Spendenaufruf startet, dann hofft man, dass es hoffentlich irgendjemand liest und mit ganz viel Glück sogar etwas spendet. Wir waren schon sehr optimistisch und haben gehofft, die beiden Busse für die Hinfahrt gut beladen zu können, ohne zu überladen.

Nach nur sehr kurzer Zeit stand fest, dass wir ohne einen zusätzlichen Transporter nicht auskommen werden. Also sind wir auf das großzügige Angebot eines sehr lieben Kollegen eingegangen, der einen Transporter zur Verfügung stellen wollte und sich gleich als Fahrer mit dazu. Das war spitze und genau das, was wir brauchten.


Die große Welle der Hilfsbereitschaft rollt weiter auf uns zu. Inzwischen haben alleine schon die Sachspenden ein Ausmaß erreicht, mit dem wir in unseren kühnsten Träumen nicht gerechnet haben. Aus einem großen Zimmer, in dem sortiert und zwischengelagert wird, reicht nicht mehr aus, inzwischen ist fast die gesamte Wohnung zum Lager umfunktioniert. Wir haben also nur zwei Möglichkeiten:
1. Wir selektieren, nehmen nur das mit, was in die drei Wagen passt (priorisiert nach Wichtigkeit) oder

2. Wir nehmen einen vierten Transporter hinzu, erhöhen unsere Transportkapazität und bringen so viel wie möglich an die ukrainische Grenze.

Wir waren uns relativ schnell einig, dass ein Zurücklassen von Sachspenden nur die Allerletzte aller Möglichkeiten sein kann und reservierten noch einen reinen Sprinter-Transporter ohne zusätzliche Sitzbänke. Auch hier kam uns die Allround Autovermietung GmbH preislich entgegen.

Bis in den späten Abend hinein haben unsere fleißigen Frauen wieder Spenden ausgeladen, hochgetragen, sortiert und beschriftet. Ich habe keine Ahnung, woher sie diese Energie nehmen aber ich zolle Ihnen dafür meinen Respekt!

09. Die Vorbereitungen laufen weiter

Heute hatte ich Dienst außerhalb meines üblichen Büros. Das erklärte Ziel war, nach Beendigung der dortigen Dienstzeit wieder in mein Stammbüro zu fahren, dort dann meinen Tagesdienst zu Ende zu bringen und dann auf dem Heimweg wieder eine komplette Wagenladung Sachspenden mit in unser „Zwischenlager“ zu bringen. Es sollte sich zeigen, dass nicht jeder Plan umsetzbar ist.

Auch an diesem Tag erreichten mich wieder so viele herzliche Anrufe und Emails mit Spendenankündigungen, Fragen zu am dringendsten benötigten Spenden und auch Solidaritätsbekundungen. Letztere, und das möchte ich hier noch einmal hervorheben, waren für mich keinesfalls irrelevant, nur weil keine Spende damit verknüpft war. Zu lesen oder zu hören, wie sehr unsere geplante Aktion Zuspruch findet und in Gedanken begleitet und unterstützt wird, hat mir zusätzlichen Schwung und emotionale Kraft geschenkt!

Im Laufe des Nachmittags fuhren dann einmal der Mann einer meiner lieben Teamkolleginnen mit einem vollen PKW vor und kurz danach dann noch zwei weitere Kolleg*innen, auch mit nicht unerheblichen Mengen an Sachspenden. Am Vor-Ort-Bestand konnte ich damit also nichts mehr ändern… wenigstens für diesen Tag.

8. Der Tag der starken Frauen

Heute ist der internationale Frauentag. Die Überschrift ist aber nicht nur wegen dieses Weltfrauentages gewählt sondern auch aus verschiedenen anderen Gründen. Heute haben viele Frauen aus meinem nahen und auch weiteren Umfeld bewiesen, was für ein großes Herz und was für eine wahnsinnige innere und äußere Stärke haben.

Ich möchte hier ganz besonders zwei kleine Grüppchen hervorheben. Zum einen wären da zwei unfassbar liebe, herzliche und großzügige Kolleginnen, die die ganze Familie mobilisiert hatten, im Spenden zu sammeln. Da es sich organisatorisch bei den beiden Damen nicht anders organisieren ließ, trafen wir uns zur Übergabe der Sachspenden am gestrigen Feiertag einmal in Rudow und einmal in Wannsee. Eigentlich wohnen die beiden Kolleginnen viel weiter draußen im Land Brandenburg. Jede einzelne der beiden hatte einen bis oben voll beladenen PKW mitgebracht. Es waren Spenden aller Art dabei – alles Dinge, die wir sehr gut gebrauchen können. Die Schwerpunkte waren sehr unterschiedlich aber das Ergebnis war in beiden Fällen, dass ich mich erst einmal sammeln musste, nachdem wir uns wieder verabschiedet hatten. Ich war zu tiefst bewegt und bin es beim Schreiben dieser Zeilen wieder.

Das zweite Grüppchen von dem ich erzählen möchte sind die Damen aus unserem kleinen Spenden-Team. Das ist meine liebe Ehefrau, mein Schwägerin und noch eine der besten Freundinnen auf der Welt. Unermüdlich engagieren sie sich, planen, kaufen ganz gezielt hinzu und sammeln Sachspenden ein. Gestern war ein Tag, an dem sehr viele Spenden aus den Autos in den Sammelpunkt im 2. OG eines Wohnhauses gebracht und dort zwecks Übersichtlichkeit sortiert und gezählt werden mussten. Den Großteil hiervon haben neben meinem Schwager eben diese starken Frauen gestemmt.

Mädels! Ihr seid großartig!

Am Ende des Tages waren alle kaputt aber glücklich und zufrieden wegen allem, was geschafft war. Morgen geht es dann weiter – und niemand weiß bis jetzt, was alles auf uns zukommt.

7. Die ersten Spenden erreichen meine Geschäftsstelle

Als ich am frühen Morgen ins Büro kam und mir nochmal den Bereich ansehen wollte, wo die Sachspenden abgestellt werden können, traute ich meinen Augen kaum. Da standen schon sechs ordentlich beschriftete Kisten. Der Tag fing großartig an.

Der Arbeitstag verlief relativ ruhig, jedoch überraschten mich hin und wieder Kolleginnen und Kollegen mit einem spontanen Besuch meines Büros. Einige von ihnen haben sich, mit schweren Tüten oder Taschen, extra mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg gemacht. Man kam leider über ein kurzes Gespräch selten hinaus.

Auf Anfragen einiger Kolleginnen, die erst später zu mir kommen konnten, blieb ich bis 16:30 im Büro… genug zu tun gibt es ja immer. Als dann letztlich alle ihre großzügigen Spenden an mich übergeben hatten, holte ich noch alles ab, was in meinem Büro zwischengelagert war…

… und mehr hätte wohl auch nicht mehr ins Auto gepasst. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, ihr seid der Wahnsinn! Wir danken euch von Herzen!

6. Die Planungen gehen mehr ins Detail

Heute wollten wir die ersten Spenden in Spandau abholen und eine erste Sortierung vornehmen, um einen Überblick zu gewinnen. Da waren tatsächlich Einzelspenden dabei, mit denen wir so eigentlich gar nicht gerechnet haben. Eine bunte Sammlung lauter wundervoller Dinge, die am Zielort hoffentlich vielen Menschen mal wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Auch heute möchte ich gerne ein großes Dankeschön an alle aussprechen, die uns mit so vielen tollen und hilfreichen Dingen unterstützen. Ohne Euch könnten wir unseren Plan begraben.

Nachdem nun die Spenden des Tages zusammengetragen und sortiert waren, konnten wir grob überschlagen, was voraussichtlich noch alles an Spenden kommen wird und aus welchen Bereichen dazugekauft werden muss. Da wir jedoch erst am Freitag einkaufen gehen, wird sich an den Beständen sicherlich noch hier und da etwas ändern. Es zeichnete sich auf jeden Fall schon jetzt ab, dass wir den angebotenen Transporter meines Kollegen fest einplanan müssen, da wir sonst gar nicht alles bis zur ukrainischen Grenze bekommen werden.

5. es ist Samstag, und doch…

… erreichten uns Emails, Anrufe und private Nachrichten in den sozialen Medien. Alle möglichen Spendenangebote wurden unterbreitet oder es wurde gefragt, was denn wirklich noch benötigt wird. Wir kümmerten uns und trafen Absprachen zu Abholungen innerhalb unseres Wohnbezirks, im Großen und Ganzen gehörte der Samstag aber den allgemeinen Unternehmungen und Aufgaben, wie sie es auch sonst jede Woche tun. Morgen wird es sicher wieder etwas produktiver…

4. Die Spendenlawine rollt langsam an

Inzwischen war Freitag, 04.03.22 und ich wusste nicht so recht, wie groß der Verteiler meiner Spendenaufruf-Email werden würde. Team-intern bestimmt, mit etwas Glück sogar teamübergreifend in meiner Geschäftsstelle… das wäre ja ein Erfolg! Es dauerte dann nicht mehr lange und plötzlich erhielt ich eine Email aus der Geschäftsleitung mit dem Verteiler „an alle Mitarbeiter […]“. Mein Aufruf wurde nicht nur verteilt sondern ausdrücklich von ganz oben unterstützt! Wahnsinn! Damit hätte ich niemals gerechnet. Daher ein ganz großes Dankeschön an alle Instanzen, die dies ermöglicht haben!

Es dauerte dann auch gar nicht lange, dass die ersten E-Mails bei mir ankamen mit Spendenangeboten aller Art bis hin zum Angebot, sich als Fahrer bzw. als Ersatzfahrer zur Verfügung zu stellen. Es wurde sogar ein Transporter mit Fahrer angeboten! Unglaublich, diese Welle der Hilfsbereitschaft und Unterstützung. Der Spendenaufruf wurde sogar von Kolleg*innen über die Grenzen unserer Dieststelle hinaus verteilt, so dass mich sogar Angebote oder unterstützende Worte aus vielen Teilen Berlins erreichten.

Glücklicherweise konnte ich nach Rücksprache mit meiner Teamleitung meinen Dienst am Freitag etwas umstrukturieren, um auf die Flut von Mails und Anrufen reagieren zu können und dabei trotzdem meinen Teil für unseren Teamauftrag beizusteuern.

Auch über die Dienststelle meiner Frau und über die Schule unseres Sohnes sowie die Arbeitsstellen unserer anderen Gruppenmitglieder sind unzählige Angebote eingegangen, so dass wir am Freitag Abend eine allererste Zwischenbilanz ziehen konnten. Die Summe aller Sach- und Geldspenden sowie Unterstützungsangeboten ergab ein so großes Spektrum an Hilsgütern, dass wir, wenn es so weitergeht, gut aufgestellt an die Ukrainische Grenze fahren können.

Vereinzelt waren die Spenden (materieller und auch finanzieller Art) so großzügig, dass wir ab und an sehr gerührt waren. Aber ganz egal, wie viel oder wenig jemand gespendet hat oder ob uns auch nur Anerkennung ausgesprochen und Glück für die gesunde Hin- und Rückfahrt gewünscht wurde – wir sind Ihnen und Euch unglaublich dankbar für diese wundervolle Unterstützung. Wer weiß, was die nächsten Tage noch bringen werden…

3. Wir entwerfen unseren Spendenaufruf

Als wir endlich alle Feierabend hatten, starteten wir eine Telefonkonferenz und berieten, wie es weitergehen sollte. Wir, das waren nun nicht mehr nur meine liebe Frau und ich, sondern nun auch mein Schwager und unsere Schwägerin sowie eine unserer liebsten Freundinnen, die sich zuvor schon gegen den Krieg auf einer Großdemo am Berliner Tiergarten gegen Krieg und Gewalt stämmte.

Während die Damen berieten, welche Arten von Spenden wir sammeln sollen und wie man Geldspenden sammeln könnte, setzte ich mich an den Computer und schrieb einen ersten groben Entwurf für das Anschreiben unseres Spendenaufrufes. Dieser Entwurf wurde von allen kurz gecheckt, hier und da etwas abgeändert und dann für gut befunden.

Für Geldspenden wollten wir eine öffentlichen Spendenplattform nutzen. Nachdem ich dort alles eingegeben hatte, erschien am Ende die Meldung, dass die von mir erfassten Inhalte inhaltlich geprüft werden müssten, ob sie rechtlich einwandfrei sind – und diese Prüfung sollte bis zu sieben Tagen dauern.
Das war für uns nicht tragbar, hätten wir so im schlimmsten Fall nur zwei bis drei Tage gehabt, um Geldspenden zu sammeln.

Letztendlich haben wir einen anderen Weg gefunden, Geldspenden zu sammeln:
Danke PayPal!

Nun konnte unser Spendenaufruf verteilt werden: in der Schule unsere Sohnes, auf der Arbeitstselle meiner Frau, auf Arbeit der anderen Gruppenmitglieder und auch ich sendete den Text an meinen Vorgesetzten und ließ prüfen, ob ich dies in unserer Dienststelle verteilen dürfe. Die Antwort sollte ich jedoch erst am Freitag erhalten.

2. Erste organisatorische Schritte

Inzwischen war es schon keine fixe Idee mehr. Wir wussten, dass wir helfen müssen, nur wie genau das alles geschehen soll, war völlig unklar. Sollen wir mit unseren privaten PKWs fahren? Bekommen wir dann überhaupt genug Sachspenden zur Grenze? Nehmen wir auch Flüchtende mit nach Deutschland oder gar bis Berlin und falls ja, wieviele?

Nachdem ich in Facebook etwas hin und her blätterte und meine Gedanken schweifen ließ, stieß ich auf den Post meines ehemaligen Arbeitgebers:

Dieser Post versprach nicht zu viel:
Es ist wahr, das soziale Engagement dieses Unternehmens wurde schon oft unter Beweis gestellt. Ich denke hier nur an die Unterstützung von Restaurants inmitten des Lockdowns mit Klein-PKW zum Ausliefern der Speisen, die mehrfache Unterstützung der „Berliner Tafel“, das Sponsoring von Start-Ups, die etwas gegen Lebensmittelverschwendung unternehme und viele andere Aktionen mehr.

Ein Anruf bei Emile Weisner, dem Geschäftsführer der Allround Autovermietung GmbH war erfolgreich, wenn auch erst für ein Wochenende später als ursprünglich geplant.

Für das Wochenende um den 05.03. und 06.03.22 waren bereits über dreißig (!) Fahrzeuge für Hilfsfahrten bereitgestellt worden. Für das Wochenende um den 12.03. und 13.03. konnten uns jedoch zwei Mercedes-Sprinter 9-Sitzer-Busse zur Verfügung gestellt werden. Damit waren die Rahmenbedingungen für unsere Hilfstour grob abgesteckt.

1. Die Idee

Es begleitet uns nun schon so lange in den Medien: Russische Truppen haben Stellung unweit der Ukrainischen Grenzen bezogen – viele fürchten eine bevorstehende Invasion der russischen Militärkräfte hinein in das ukrainische Staatsgebiet unter dem Oberbefehl des russischen Präsidenten. Irgendwie haben fast alle auf der Welt gehofft, dass man diese Bedrohung mit Diplomatie nochmal entschärfen könnte, auch wenn von Tag zu Tag immer mehr Menschen an einer friedlichen Lösung zweifelten.

Die Drohgebärden und Warnungen seitens der russischen Staatsführung wurden immer aggressiver und in den frühen Morgenstunden des 24.02.2022 wurde die Welt Zeuge des Angriffskrieges auf die Ukraine.

Seitdem sehen wir ununterbrochen Bilder und Videos von Explosionen, zerstörten Gebäuden und was am Schlimmsten ist: von Toten, verletzten oder völlig verzweifelten oder verängstigten Erwachsenen und Kindern.

Heute, am achten Tag des Krieges, hat es uns gereicht. Wir bewunderten die hunderttausenden Menschen, die überall auf der Welt auf die Straße gingen und für Frieden demonstrierten, teilweise unter der ständigen Gefahr, dafür verhaftet zu werden. Wir wollten, nein wir mussten irgendwie noch mehr tun als zu demonstrieren.

Die wahnwitzige Idee war geboren, Spenden zu sammeln und an die Grenze zur Ukraine zu bringen.

Neuere Beiträge »